Eine kurze Definition: Aufstellungen, auch bekannt als systemische Familienaufstellungen, sind eine Methode zur Visualisierung und Klärung von Beziehungen innerhalb eines Systems. Es werden dabei Personen oder Elemente stellvertretend aufgestellt, um verborgene Dynamiken sichtbar zu machen.
Das Ziel ist es, unbewusste Bindungen und Verstrickungen aufzudecken, die das persönliche oder berufliche Leben beeinflussen können.
Eine anerkannte systemische Methode in Therapie und Coaching
Diese Methode findet Anwendung in verschiedenen Bereichen, von der Psychotherapie über das Coaching bis hin zur Organisationsentwicklung.
Ein Ursprung von vielen:
Die Methode der Aufstellungen wurde in den 1970er Jahren von Bert Hellinger (weiter)entwickelt und ihm ist es zu verdanken, dass die Systemische Familienaufstellung bei uns so bekannt wurde. Durch seine Bemühungen und Arbeiten konnte diese Methode Einzug in die systemische Arbeit, Coaching, Supervision, Visionsarbeiten u.v.m. halten.
Die Aufstellungsarbeit ist jedoch weitaus älter als Bert Hellinger selbst. Schon in alten Kulturen wurde diese Art des Stellens praktiziert, um Verständnis für Situationen oder Einwirken auf einen weiteren Verlauf einer Geschichte zu erzielen. Gerade bei den indigenen Völkern findet eine solche Verwendung in Zeremonien ihren Platz. Es ist eine natürliche und ursprüngliche Handlung und Haltung.
Ahnenrituale der indigenen Völker als Ansatz Systemischer Aufstellungen:
Indigene spirituelle Praktiken zeichnen sich häufig durch eine enge Verbindung zu den Ahnen und zur Natur aus, was als Grundlage für den modernen Ansatz der systemischen Aufstellungen betrachtet werden kann.
Hellinger wurde stark von seiner Zeit in Südafrika beeinflusst, wo er bei den Zulu lebte und deren Rituale miterlebte, die die Bedeutung der Ahnen und die Verbundenheit allen Lebens betonten.
Diese Erlebnisse formten wiederum sein Verständnis von systemischen Verstrickungen und der Notwendigkeit, ungelöste Traumata aus vergangenen Generationen zu bearbeiten, um gegenwärtige Probleme zu lösen.
Das Konzept, Stellvertreter einzusetzen, um Aspekte eines Problems zu visualisieren und zu verstehen, spiegelt jedoch Praktiken wider, die in verschiedenen alten Kulturen, weit über die Zulu hinaus, Anwendung fanden.
Zurück zur Arbeit Hellingers: Bert Hellingers Arbeit basiert auf der Annahme, dass unsichtbare Bindungen und Dynamiken in Familiensystemen über Generationen hinweg weitergegeben werden können. Zunächst war diese Arbeit zielneutral. Es ging und geht darum Verständnis für ein System zu entwickeln und daraus mehr Möglichkeiten zu erkennen.
Hellinger kombinierte später Elemente aus der systemischen Therapie und der Aufstellungsarbeit, Durch diese Kombination können tief verborgene Themen sichtbar gemacht und Lösungen gefunden werden.
Heute wird die Methode weltweit in verschiedenen Kontexten angewendet und befindet sich im stetigen Wandel. Es gibt mittlerweile verschiedenste Methoden, deren Ursprung in der klassischen Familienaufstellung zu finden ist. Neben Strukturaufstellung, Organisationsaufstellungen, Symptomaufstellungen, Tetralemma-Aufstellungen u.w. gibt es neue Methoden, die sanft und individuell Menschen begleiten. Die sanfte individuelle Prozessbegleitung steht im Vordergrund.
Wie läuft eine Aufstellung ab:
Das Grundprinzip der Aufstellungen besteht darin, dass Teilnehmer Personen oder Elemente eines Systems repräsentieren. Durch ihre Stellung im Raum und die Wahrnehmung von Gefühlen und Impulsen machen sie unbewusste Dynamiken sichtbar. Diese Methode ermöglicht es, tiefliegende Konflikte, Verstrickungen und Muster in einem System aufzudecken, die oft jenseits des bewussten Verstehens liegen.
Für mich ist es jedoch in meiner Arbeit wichtig, dass der Klient/ die Klientin den Aufstellungsprozess mitdenken und nachvollziehen können. Dazu muss man verstehen, das wir ein inneres Bild des Klienten/ der Klientin im Feld abbilden und zugleich zeigen sich unbewusste Dynamiken und Verstrickungen dieses Systems. Das mag im ersten Moment kompliziert wirken - ist es aber nicht.
Der Aufstellungsprozess ist etwas sehr persönliches und immer individuell. Jedoch wissend, dass der Klient/ die Klientin zu jeder seiner/ihrer Fragen auch bereits die passende Antwort in sich trägt, wird die behütete Begleitung um so wertvoller. Es geht darum diesen inneren Schatz liebevoll zu bergen. Daher ist es für mich unerlässlich, dass der Klienten/ die Klientin immer den Prozess selbstwirksam mitgestalten. Eine vertrauensvolle Verbindung ist elementar wichtig.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie verwirrend und vor allem verstörend es sein kann, wenn man eine Aufstellung mehr oder weniger vor den Latz geknallt bekommt, ohne deren liefern Sinn verstanden zu haben. Sicherlich wirkt das auf einer energetischen Ebene - aber es wirkt auch im Klienten - und das dann nicht immer im positiven Sinn, wenn dessen Verständnis für den Prozess nicht erzeugt wird.
Eine Aufstellung sollte sowohl mit dem Verstand, wie auch mit dem Herzen erfasst werden.
Eine Aufstellung ist dann für mich erfolgreich, wenn:
das Anliegen klar formuliert ist,
Einklang zwischen Feld und Klient/ Klientin stattfindet
ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Klient und Aufstellungsleiter besteht
Allparteilichkeit und Wertungsfreiheit,
Respekt, Achtsamkeit, Dankbarkeit und Liebe mit im Raum sind.
In der Aufstellungsarbeit gibt es sicherlich Konzepte, Ordnungen, die es immer gilt zu prüfen, ob sie denn auch in diesem System relevant sind. Und ganz häufig dürfen wir feststellen, dass alles anders ist, als wir denken. Es ist weitaus mehr möglich, als wir uns vorstellen können. die Individualität der Menschen ist unendlich und unerschöpflich.
Auch wenn ich mit vielen Ansätzen Hellingers nicht einverstanden bin, so bin ich ihm jedoch zu tiefst dankbar, dass er diese Arbeit in unseren Kulturkreis brachte und er den Weg ebnete um diese Methode heute auf absolut heilsame Art und Weise anbieten zu können. Sein Wirken und "Die Ordnung der Liebe" hat einen gesunden Grundstock für diese Arbeit geliefert.
Jeder Mensch trägt seine Lösung von Geburt an in sich - anderenfalls wären wir alle mit einem Therapeuten im Schlepptau geboren worden.
Im Wandel der Zeit dürfen wir umdenken, neu denken und erfahren, was für jeden persönlich der beste Weg ist. Wir können darauf vertrauen, dass jeder Mensch seine Lösung in sich trägt. so, wie das Eichhörnchen von Geburt an weiß, wie es später die Nuss öffnet, so weiß jeder Klient/ jede Klientin, was der nächste Schritt ist.
Als Aufstellungsleitung dürfen wir zuhören, nachfragen und den Raum für die mögliche Ganzwerdung halten. Als Raumgebende wissen wir nichts, wir sind neugierig, lauschen und begleiten. Der Klient hingegen kennt seinen Weg und vielleicht ist der nächste Schritt schon gleich getan.
Diese Arbeit geschieht aus Liebe zu den Menschen - aus Liebe zum Leben. Und so schreibt Hunter Beaumont in der Zeitschrift über Gestalttherapie 1999 über Hellinger:
„Übrigens werfen die Systemiker in Deutschland Hellinger vor, er sei nicht systemisch, und die Familientherapeuten werfen ihm vor, er arbeite nicht mit Familien; und die Hypnotherapeuten kritisieren ihn dafür, wie er die therapeutische Trance einsetzt, und die Analytiker dafür, daß er nicht analytisch vorgehe. Trotzdem macht er einfach weiter und versucht so gut er kann, Menschen in ihrer Not zu helfen.“
– Hunter Beaumont: Ordnungen der Liebe. Bert Hellingers Systemische Therapie und die Gestalttherapie. In: Gestaltkritik. Die Zeitschrift für Gestalttherapie, Heft 2, 1999
Ich bin sehr dankbar, dass ich all das von meinen Lehrern lernen durfte - das Gute, wie das Schlechte. Ohne all diese Erfahrung würde ich meiner Berufung heute nicht folgen können. Danke!
In Liebe
Ingrid.
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